im.materielles Kulturerbe Der Einsatz der UNESCO zur Erhaltung des kulturellen Erbes der Menschheit
Gabriele Detschmann und Sabina Mahr UNESCO Welterbekoordinator Hamburg – Immaterielles Kulturerbe
Schutz und Erhaltung des
kulturellen Erbes sind seit der Gründung der UNESCO eine ihrer zentralen
Aufgaben. Zahlreiche völkerrechtlich bindende Verträge mit weitreichender Verpflichtungen
bilden hierfür das Regelwerk. Ausgehend vom Schutz des materiellen Kulturerbes
(1954, 1972, 2001) wird seit 2003 unter dem Begriff „immaterielles Kulturerbe“
auch den kulturellen Praktiken international „Schutzwürdigkeit“ zugesprochen.
Materielles und immaterielles
Kulturerbe sind immer komplementär. Immaterielles Kulturerbe bezeichnet sowohl
das gewachsene Erfahrungswissen von Gemeinschaften, als auch die dafür
notwendigen materiellen Instrumente, Ressourcen und Kulturräume. Obwohl dieses
Übereinkommen in Ergänzung zum materiellen Kulturerbe gedacht und von diesem
auch grundsätzlich nicht getrennt zu sehen ist, erhebt das immaterielle
Kulturerbe keinerlei Anspruch darauf, außergewöhnlichen universellen Wert für
die gesamte Menschheit zu besitzen. Das immaterielle Kulturerbe hat vor allem
für die jeweiligen Traditionsträger*innen Bedeutung und Relevanz.
Welchen Beitrag das immaterielle
Kulturerbe für den Schutz der Welterbestätten leisten kann und was die
Sichtbarmachung von wenig bekannten Bräuchen und Praktiken impliziert – diesen
und anderen Fragen widmet sich der Vortrag im.materielles Kulturerbe.
„… von außergewöhnlichem, universellem Wert“ Der OUV am Beispiel der österreichischen Welterbestätten
Florian Meixner Österreichische UNESCO-Kommission – Welterbe und Kulturgüterschutz
Den Kern einer jeden Einschreibung in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt bildet das sogenannte „statement of outstanding universal value“. Die Feststellung dieses „außergewöhnlichen, universellen Wertes“ (OUV) einer Stätte oder eines Denkmals ist zum einen die inhaltliche Begründung für eine Aufnahme als Weltkultur- oder -naturerbe, zum anderen die Grundlage für den künftigen Umgang mit dieser Welterbestätte bzw. für deren Management. Am Beispiel der österreichischen Welterbestätten soll das Konzept des OUV und dessen historische Genese analysiert und dargestellt werden.
Seit 1982
feiert die ICOMOS/UNESCO-Welt bereits den IDMS, den International Day of
Monuments and Sites mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Vielfalt des
kulturellen Erbes der Menschheit und die für den Schutz und ihre Erhaltung
erforderlichen Anstrengungen zu fördern. Jedes Jahr veranstaltet eine wachsende
Zahl von ICOMOS-Nationalausschüssen auf der ganzen Welt themenrelevante
Veranstaltungen. ICOMOS Österreich beteiligte sich auf Initiative der Emerging
Professionals am 13. April 2019 erstmals an der internationalen Veranstaltung
und bot unter dem Namen „City-Scapes“ Stadtwanderungen durch die Wiener
Stadtlandschaft an.
Treffpunkt
war der an der TU Wien wieder errichtete ICOMOS Stand. Die angebotenen Touren
zur Erkundung der „City-Scapes“ im UNESCO Weltkulturerbe des Historischen
Zentrums von Wien waren seit Wochen ausgebucht. Nach einer kurzen Einführung
der Präsidentin zu ICOMOS, der Charta von Venedig und ihrem Bezug zu ICOMOS
Austria schwärmten die einzelnen Gruppen zu den verschiedenen Stätten aus: den
historischen Holztragwerken der Michaeler-Kirche, dem Zacherlhaus von Josef
Plečnik, der aktuellen Fassadenrestaurierung der Akademie der Bildenden Künste
und abschließend gemeinsam in den Kuppelsaal der TU Wien. Angeregt durch die
fachspezifischen Erkenntnisse und Methoden klang der Abend in bester
Feierstimmung am ICOMOS Stand noch lange nach.
Am 16. März 2019 fand in Hallstatt die zweite Generalversammlung des Vereins „ICOMOS Austria – Österreichisches Nationalkomitee des International Council on Monuments and Sites“ statt.
Am Samstag den 16. März 2019 fand die Generalversammlung in Hallstatt statt. Am Sonntag führte uns eines unserer Mitglieder in einer spannenden Tour durch Hallstatt und erörterte mit uns die besonderen Probleme des Lebens im Welterbe.
Herculane Project Cultural Heritage-Reactivation through Architecture, Cultural and Social Tools
Oana Chirilă
In a time where cultural heritage has found itself at a crossroads in Romania, young architecture students have risen in a movement that fights for architectural and social reactivation of the abandoned city center of Herculane Baths.
Once called by Emperor Franz Josef himself “The pearl of Europe”, Herculane Baths is defined by a perfect communion of amazing landscapes, cultural heritage and natural resources. Having these spectacular assets, but a tumultous fate after the fall of communism in 1989, its heritage is now in a degrading state, being abandoned for almost 30 years.
How can we reactivate cultural
heritage defined by a universal value?
How can we give back the heritage
to the local community?
How can the appropriate
stakeholders be brought together in the construction of an integrated
development that aims to regenerate an abandoned area?
Herculane Project was spontaneously created with the purpose
of creating an integrated development of the historical city center. We started
off as a group of young architecture students, but in a few weeks we grew into
a multidisciplinary team, united by the idea that only by acting together we
can succeed. Our actins had a national impact in a very short time, and with
every step that we took we put the heritage at its necessary value point,
creating a bridge between people, architecture and future strategies.
And there, where local administrations and cultural institutions failed to act, members of the society have taken action and started to change the course of events for a community defined by its old glory and beautiful heritage.
Wie entstehen UNESCO Welterbestätten? Normierungs- und Evaluierungsprozess
Dr. Alexandra Kruse Insitu World Heritage consulting
Was sind die Voraussetzungen für die Anerkennung als Welterbe? Wer bzw. was, kann überhaupt Welterbe werden? Wer trifft die Entscheidungen – im Land und bei der UNESCO? Wie lange dauert es, bis ein Antrag bewilligt oder abgelehnt wird?
Das Prädikat „UNESCO Welterbe“ gewinnt zunehmend an Beliebtheit, Bekanntheit und Bedeutung und ist doch gleichzeitig ein Buch mit sieben Siegeln. Versuchen wir, etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Es gibt zehn Kriterien für Welterbestätten, von denen mindestens eines erfüllt sein muss. Grundvoraussetzung ist, dass eine Stätte „von außergewöhnlichem universellen Wert“ ist. Außerdem müssen die Stätten “echt” und “intakt” sein. Das Aufnahmeverfahren – von der Einreichung der Nominierung bis zur Entscheidung bei der Sitzung des Welterbekomitees – dauert im besten Falle 18 Monate, meist jedoch viele Jahre. Eine Nominierungsidee muss zunächst einmal in die nationale Vorschlagsliste eines Landes (Tentative list) eingetragen sein, bevor sie überhaupt in das internationale Verfahren eintreten kann. Im Auftrag des UNESCO-Welterbekomitees bewerten Experten des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS) bzw. der Weltnaturschutzunion (IUCN), die vollständigen Anträge. Auf Grundlage ihrer Empfehlungen entscheidet das Welterbekomitee, das sich aus Vertretern von 21 Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammensetzt, über die Aufnahme in die Welterbeliste.
Der Vortrag beschreibt die Voraussetzungen, das Nominierungsverfahren sowie den Evaluierungsprozess und geht auf kritische Punkte ein .
UNESCO Welterbestätten-Manager Berufung & Herausforderung
Bernd Paulowitz UNESCO Welterbekoordinator Hamburg – Speicherstadt und Kontorhausviertel
Was macht ein Welterbekoordinator? Was sind seine Aufgaben? Diese Fragen werden in dem Vortrag am Beispiel Hamburg aufgezeigt und ein Einblick in die Arbeit des Koordinators gegeben. Historische Bereiche des Hafens wurden 2015 Welterbe, während parallel in direkter Nachbarstadt eine moderne City entsteht und dort der traditionelle Hafenbereich weichen muss.
Gefährden oder ergänzen Projekte wie HafenCity und Elbtower das Welterbe? Mit den Veränderungen werden auch die Besucherströme der Stadt verändert und die Speicherstadt wird zum Scharnier zwischen der „alten“ und der „neuen“ City. Wie werden diese Veränderungen im Sinne der Welterbekonvention begleitet? Beleuchtet wird das Welterbe im Spannungsfeld zwischen Tourismus, Stadtentwicklung und Denkmalschutz.
ICOMOS & das Monitoring von Welterbestätten in Theorie und Praxis
Friedrich Idam Monitor für das „Historische Zentrum der Stadt Salzburg“
Wenn auch das Monitoring von Welterbestätten nicht zu den Hauptaufgaben von ICOMOS gehört, so wird doch in der öffentlichen Diskussion die Arbeit von ICOMOS in erster Linie über das Monitoring von Welterbestätten wahrgenommen.
Die Implementierung des Welterbes in das österreichische Rechtssystem ist bisher nur marginal erfolgt, sodass das Monitoring einen sensiblen Umgang mit allen am Entscheidungsprozess Beteiligten erfordert, um letztlich – im Sinne der Welterbekonvention – erfolgreich zu sein.
Anhand
von Fallbeispielen, die von der Ausgangssituation bis zur baulichen Umsetzung
reichen, werden die Werkzeuge und Wirkmöglichkeiten des Monitorings dargestellt
und mit dem Publikum diskutiert.
In der Ausgabe 3/2018 des VoeKK Journal (Journal des Verbandes österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker) veröffentlichte Prof. Jäger-Klein einen Beitrag mit dem Titel „Mehr Transparenz, Aufklärung und Respekt bitte! – Vom tradierten institutionellen Denkmalschutz zu einem zeitgemäßen Cultural Heritage Management“.
Der Vortrag erklärt die Aufgaben und Ziele von ICOMOS, des International Council on Monuments and Sites. Dieser Internationale Rat für Denkmalpflege ist eine nichtstaatliche Organisation mitSitz in Paris, Frankreich. Aufgabe des 1965 gegründeten Rates ist es, die Anwendung von Theorien, Methoden und wissenschaftlichen Verfahren auf die Erhaltung des architektonischen und archäologischen Erbes zu fördern. Seine Arbeit basiert auf den Grundsätzen der Internationalen Charte zur Erhaltung und Restaurierung von Denkmälern und Stätten (Charta von Venedig) von 1964
Zu den speziellen Aufgaben von ICOMOS im Zusammenhang mit der UNESCO Welterbekonvention von 1972 gehört es, Güter, die für die Eintragung in die Leste des Erbes der Welt angemeldet sind, zu beurteilen [evaluation], den Erhaltungszustand der zum Welterbe gehörenden Kulturgüter zu überwachen [preventive monitoring und periodic reporting], von Vertragsstaaten eingereichte Anträge auf internationale Unterstützung zu prüfen [reactive monitoring], sowie beratende und praktische Unterstützung für Maßnahmen zum Aufbau von Kapazitäten [Aufklärung über die Mission, Aufbau und Pfelge des Expertennetzwerkes], zu leisten.
Im Laufe des Vortrages wird auch auf die aktuelle Situation der UNESCO Welterbestätten in Österreich eingegangen werden. Obwohl Österreich im internationalen Vergleich als Land mit einer ganz großen Tradition der Denkmalpflege in Theorie und Praxis angesehen werden muss, und auch rund um das Europäische Kulturerbejahr 1975 des Europarates eine führende Rolle einnahm, die zu einer vorbildhaften Altstadt- und Ortsbildschutzgesetzgebung fürte, ist nun doch zu erkennen, dass Schnittstellenproblematiken zwischen einzelnen Gesetzesmaterien sowie in der Raumordnung zu heftigen Problemen mit Bauaktivitäten innerhalb der UNESCO-Welterbezonen führen.